Dabei bleiben

gepostet am 5. März 2021 in Logbuch

In den letzten Monaten, die von sehr großen Umbrüchen und vielen schweren und manchen leichten Entscheidungen geprägt waren, ist mir eine Sache aufgefallen, die mir ansonsten nie so stark aufgefallen ist. Es handelt sich dabei um die Beobachtung, wie sich Erfolg und Misserfolg bereits weit im Vorfeld ankündigen. Bei vielen meiner Schüler kann ich Erfolg und Misserfolg bereits erkennen, noch bevor die ersten Klassenarbeiten geschrieben wurden, wenn ich mir anschaue, wie sie mit Niederlagen, die zu jedem Leben zwangsläufig gehören, umgehen.

So habe ich einzelne Schüler erlebt, die für Misserfolge die Ursachen außerhalb ihrer eigenen Verantwortung und damit auch meist außerhalb des von ihnen selbst zu beeinflussenden Bereiches gesucht haben. (Beispiel: Eine andere Person hätte aufpassen müssen, dass ich alle Aufgaben mache.) Bei diesen Schülern stellt sich im Nachgang betrachtet heraus, dass sie überdurchschnittlich häufig (subjektive Wahrnehmung) in Drucksituationen schlechter abschneiden und auf Sicht mehrerer Jahre seltener eine große Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten auftritt. Es kann sogar so weit gehen, dass Schüler, die ursprünglich deutlich schlechtere Bedingungen haben, am Ende diese Schüler überholen.

Warum können diese Schüler überholt werden? Nun, das ist sehr einfach. Menschen, die sich gut entwickeln und langfristig erfolgreich sind, haben aus meiner persönlichen Erfahrung eine Sache gemeinsam, nämlich die grundsätzliche Annahme, dass sie zwar nicht alle ihre Umstände kontrollieren, diese jedoch zumindest in großen Teilen verändern können. Wenn also etwas passiert und man etwas nicht versteht, dann verspricht es aus meiner Erfahrung mehr Erfolg, wenn man ehrlich mit den eigenen Stärken und Schwächen umgeht und eine entsprechende Entscheidung trifft, die man dann mit aller Konsequenz verfolgt.

Damit meine ich nicht, dass man sich ins Lernen vergraben sollte, sondern vielmehr, dass man seine Ziele anpasst und die eigenen Versäumnisse aufarbeitet. Bin ich unfassbar schlecht in einem Bereich kann dies daran liegen, dass ich tatsächlich unbegabt bin, es kann aber auch daran liegen, dass ich zu wenig investiert habe, um erfolgreich zu sein. Hier muss eine Anpassung erfolgen, die ein Ergebnis ehrlicher Reflexion ist. Zu dieser Reflexion gehört das Eingestehen von Fähigkeiten und Begabungen, jedoch auch Schwächen und Defiziten.

Gelingt diese Reflexion, dann kann jeder einzelne viel erreichen, was im vorher nicht klar war!